St. Matthäus
Informationen zur Kirche
1. Äußeres
Die Pfarrkirche St. Matthäus wurde in ihrer heutigen Form 1962 bis 1963 errichtet (Architekt Albert Flügel, Fulda). (31) Sie liegt inmitten des alten Dorfkerns, leicht erhöht, so dass der Kirchturm weithin sichtbar ist. Es handelt sich um eine geostete Basilika mit drei Schiffen, wobei die beiden Seitenschiffe verkürzt sind. Im Norden schließt sich an das Seitenschiff eine Eingangshalle und die als separater Viereckbau errichtete Sakristei an. Der 5/8-Chor bildet den östlichen Abschluss der Kirche. Südlich neben dem Chor, in der Ecke zum Seitenschiff, befindet sich der dreigeschossige Kirchturm, in dessen unterem Stockwerk die alte Sakristei mit rechteckigem Anbau nach Osten liegt. Kirchturm und Chor wurden vom 1921 vollendeten Vorgängerbau übernommen. Der Turm hat versetzte Eckquadern, Gesimse, ein achtseitiges Obergeschoß mit Lisenen und großen, rundbogigen Schallfenstern und trägt einen Spitzhelm mit kleinem Walm am unteren Rand. Auf der Spitze des Kirchturms befindet sich eine Kugel, darauf ein auf der Spitze stehendes quadratisches Element aus Bändern in Rankenform, die Mittelfläche ist kreuzförmig aufgeteilt, um den Schnittpunkt der Arme ein Ring. Innerhalb des Rings ist die Zahl 1828 zu lesen, außerhalb des Rings in der unteren Hälfte 1921. Darüber sitzt ein Wetterhahn. Die Jahreszahlen geben die beiden vorletzten Bauphasen an. 1828 wurde die alte Kirche bis auf den Turm abgebrochen und eine neue errichtet. Dieses Bauwerk musste 1921 erneuert werden. Dabei hat man einen neuen Turm errichtet, der wiederum bei den Umbauten 1962/63 erhalten blieb. (32)
2. Innenraum
Der Innenraum hat eine dem Satteldach angepasste Holzdecke und einen runden Chorbogen. Die Seitenschiffe sind lediglich durch Betonsäulen abgetrennt. Über dem Chorbogen war ursprünglich und bis 1978 ein Fresko des lehrenden Christus von Willi Kiel (1931-2000) angebracht. Das Vorbild für diese Darstellung ist in der Kirche St. Paolo fuori le mura in Rom zu finden. Im Chorraum finden wir – etwas versteckt hinter dem Tabernakel – den Grundstein der vorherigen Kirche mit der Inschrift „A.D. 1921“.
2.1 „Die Apokalypse“
1978 entstand das großformatige Kunstwerk „Die Apokalypse“ von Alois Johannes Plum (geb. 1935), das sich über den gesamten Chorbogen erstreckt. (33) Zur Interpretation ist zunächst einmal wichtig, den Begriff „Apokalypse“ auf seine ursprüngliche Bedeutung zurückzuführen. Heute wird dieser vielfältig gebraucht (missbraucht) und meist mit schlimmen Ereignissen wie Naturkatastrophen etc. in Verbindung gebracht („apokalyptische Ausmaße“). Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich „Entschleierung“, im Christentum meist als „Offenbarung“ (Offenbarung göttlichen Wissens) übersetzt. In der „Offenbarung des Johannes“ im Neuen Testament kommt das „Neue Jerusalem“ als Bild der erneuerten Schöpfung und des Friedens zwischen Gott und den Menschen vom Himmel auf die Erde.
Im Zentrum der Darstellung sitzt Jesus Christus. Weiche, gelbliche Farbtöne lassen die Darstellung auf den ersten Blick undeutlich erscheinen. Wir werden eingeladen, genauer hinzusehen und uns vor allem auch Zeit zur Betrachtung, zur Versenkung in die Darstellung zu nehmen. Links und rechts (immer vom Betrachter aus gesehen) die vier Evangelistensymbole. Von links beginnend ein Stier (Lukas), ein Mensch (Matthäus), dann auf der anderen Seite ein Adler (Johannes) und ein Löwe (Markus). Die Hände der vier Symbolgestalten sind gen Jesus gerichtet – sie empfangen aus seinen Händen die Botschaft des Evangeliums. Seitlich neben Jesu´ Füßen erkennen wir das Buch mit sieben Siegeln und eine Sichel. Über das Buch mit sieben Siegeln wird ausführlich ab dem fünften Kapitel der „Offenbarung des Johannes“ berichtet. Zur Sichel als Symbol der Gerichtsbarkeit sei ein Abschnitt aus Offb 14 zitiert: „Und ich sah: Und siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke saß einer gleich einem Menschensohn, der auf seinem Haupt einen goldenen Siegeskranz und in seiner Hand eine scharfe Sichel hatte. Und der auf der Wolke saß, warf seine Sichel auf die Erde, und die Erde wurde abgeerntet.“ Die links und rechts unterhalb der Evangelistensymbole dargestellten Himmelskörper Sonne, Mond und Sterne sind als Zeichen der Allmacht Gottes zu verstehen.
Von Christus geht – dargestellt durch ein blaues Band – der „Strom des Lebens“ aus. Auch hier sei wiederum aus der „Offenbarung“ zitiert (Offb 22): „Und er zeigte mir einen lautern Strom des lebendigen Wassers, klar wie ein Kristall; der ging aus von dem Stuhl Gottes. (…) Mitten auf ihrer Gasse auf beiden Seiten des Stroms stand Holz des Lebens“. Das bereits erwähnte „Neue Jerusalem“ wird durch die beiden Türme links und rechts symbolisiert. Der bräunliche Farbton deutet auf das „Holz des Lebens“ hin. Innerhalb dieses Stroms ist nun unser Leben von der Geburt bis zum Tod dargestellt – die Zeichen der sieben Sakramente. Unser Leben – eingebettet in den ewigen, nie versiegenden Strom des Lebens, der aus Gottes Hand kommt. Im linken Turm erkennen wir von oben nach unten: eine Taufkerze (Sakrament der Taufe), die Taube des Heiligen Geistes (Sakrament der Firmung) und einen Korb mit fünf Broten und zwei Fischen (Sakrament der Eucharistie). Im rechten Turm sehen wir von oben nach unten: zwei sich offenbar aufeinander zubewegende Hände (Sakrament der Beichte, der Buße, der Versöhnung), einen Ölzweig (Sakrament der Krankensalbung), zwei ineinander verschlungene Ringe (Sakrament der Ehe) und schließlich einen Kelch und ein Buch (Sakrament der Priesterweihe).
2.2 Die Kreuzigungsgruppe
1828 konnte man aus der abgebrochenen Pfarrkirche St. Michael in Rasdorf den Hochaltar und die Kanzel erwerben. (34) Nach dem Umbau von 1921 wurde im Jahr 1926 ein neuer, barock nachempfundener Altar durch die Bildhauer Gebr. Fleck aus Fulda gestaltet. Sie verwendeten hierbei den zentralen Teil des ursprünglichen Barockaltars wieder, nämlich die dreiteilige Kreuzigungsgruppe. Was 1926 mit den übrigen Teilen des aus Rasdorf stammenden Altars passiert ist, lässt sich derzeit nicht belegen, aber vermutlich war er „verwurmt“ und kam ins Feuer. 1962 wurde der neobarocke Altaraufbau von 1926 entfernt, allerdings wurden die originalen, barocken Teile restauriert und auf einer großen Holzkreuzkonstruktion im Altarraum aufgestellt. Später wurde die Gruppe dann im Zuge einer Umgestaltung des Altarraums direkt an der Wand angebracht bzw. auf Konsolen gestellt. Im Mittelpunkt der am Kreuz hängende Christus, 124 cm hoch. Links vom Kreuz steht Maria, rechts Johannes. Die barocken Figuren mit ihrer ausdrucksstarken Gestik und der guten Gewandbehandlung sind von einem namentlich nicht bekannten, aber höchstwahrscheinlich Fuldaer Künstler geschaffen worden. Rechts und links an der Wand befinden sich noch zwei ca. 110 cm große Engelsfiguren mit Leidenswerkzeugen. Der (vom Betrachter aus gesehen) linke Engel trägt eine Lanze, der rechte Engel einen Stab mit aufgestecktem Schwamm. Diese beiden Putten sind vermutlich zeitgleich mit der Kreuzigungsgruppe entstanden und ebenfalls aus Rasdorf gekommen.
2.3 Weitere Holzstatuen in der Kirche
Älteste Holzstatue in unserer Kirche ist die Figur des Hl. Wendelinus. Sie stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert. Der Stil, die Gesichtszüge des Heiligen und die Proportionen lassen vermuten, dass Figur noch in der Zeit der deutschen Renaissance entstanden ist; eine genaue Datierung ist nicht möglich (35). Die Schulchronik lässt uns wissen: „Am 13. Dezember 1901 wurde die von Gutthätern gestiftete Statue des hl. Wendelinus in der Kirche aufgestellt. Sie ist von Düsseldorf bezogen und kostet 200 M.“ (36) Die Figur stammt also nicht ursprünglich aus dem Fuldaer Land, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Rheinland. Die Skulptur ist relativ klein, 86 cm hoch. Sie ist aus mehreren verleimten Holzteilen geschnitzt. In der rechten Hand hält Wendelinus einen Stab, in der linken ein Lamm. Er trägt einen dunklen Hut, ein grünes Gewand und einen roten Mantel mit silbernem Saum. Bei der Restaurierung 2004 wurde die an einigen Stellen erkennbare originale Farbfassung weitgehend wieder hergestellt.
An der linken Chorbogenwand steht die 136 cm hohe Statue des Kirchenpatrons, des Hl. Apostels Matthäus. Sie wird auf die Mitte des 19. Jahrhunderts datiert, ist also mit großer Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit dem Umbau von 1828 bis 1830 entstanden oder kurz danach. Der Heilige ist als Evangelist dargestellt mit einer (echten) Schreibfeder in der einen und einem Buch in der anderen Hand. Ursprünglich trug die Figur anstatt der Feder ein Beil. Hieraus ergibt sich ein gewisses Problem, denn es könnte sich aufgrund der Attribute auch um den Hl. Apostel Matthias handeln. (32) Laut dem LCI (37) können zwar beide Apostel, Matthäus als auch Matthias, das Beil als Attribut führen. Matthias wird grundsätzlich mit Beil und Buch dargestellt, trägt darüber hinaus braunes Haar, teilweise mit Stirnlocke und immer einen geteilten Bart. Matthäus wird meist mit einer Schreibfeder statt dem Beil dargestellt und ferner meist als grauhaariger Mann mit vollem Haupthaar und langem Bart. Wenn man diese „Standards“ nun im Zusammenhang mit der Steinbacher „Matthäus-Figur“ bewertet, der gesamten Darstellung, dem Alter und der Haartracht, so muss man eher zu Matthias tendieren. Laut dem früheren Küster Josef Liebeck hat man Mitte der 1970er Jahre das Beil gegen die Feder ausgetauscht, um deutlicher zu machen, dass es sich um Matthäus handeln soll. (32) Vielleicht lässt sich bei einer tiefer gehenden Beschäftigung mit der Figur aufklären, um wen es sich ursprünglich wirklich handelte.
Etwa zeitgleich dürfte die Pietá, das „Vesperbild“ entstanden sein, das heute an der Ostwand der Eingangshalle steht. Um die Figur herum liest man die Namen der Steinbacher Kriegsgefallenen (siehe auch Kapitel „Gefallene und vermisste Steinbacher“, S. XX). Die aus Lindenholz geschnitzte Figur gehört stilistisch in die Zeit des (späten) Klassizismus, dürfte also vermutlich auch im Zusammenhang mit dem Kirchbau 1828 bis 1830 in Auftrag gegeben worden sein. Es handelt sich um eine vollplastische Darstellung der knieenden Gottesmutter mit dem vor ihr halb liegenden, halb gestützten Christus. In Marias Hand die seine linke Hand mit dem Wundmal.
Aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dürfte die 157 cm hohe Herz-Jesu-Figur stammen, die in einem Strahlenkranz über dem rechten Seitenaltar angebracht ist. Die Herz-Jesu-Verehrung nahm ab der Einführung des Herz-Jesu-Hochfestes 1856 und vor allem in der Zeit des Kulturkampfes (um 1875) in Deutschland stark zu; vor dieser Zeit entstandene Herz-Jesu-Darstellungen sind in unserer Gegend selten. Die beiden Engelsfiguren rechts und links stammen wiederum vom 1926 gestalteten, neobarocken Hochaltar und dürften somit ebenfalls von den Gebr. Fleck geschnitzt worden sein. Im Scheitelpunkt der Chorrippen sitzt, den Schlussstein verdeckend, eine Darstellung der Taube des Heiligen Geistes. Die Figur bekrönte ursprünglich diesen barock nachempfundenen Hochaltar und wurde ebenfalls von den Gebr. Fleck geschaffen.
Die Marien-Statue über dem linken Seitenaltar – ebenfalls im Strahlenkranz – wurde 1993 eingeweiht. Die 135 cm hohe Figur ist eine Stiftung aus dem Nachlass des 1992 verstorbenen, langjährigen Pfarrers Reinhard Mrasek und wurde bei einem Rhöner Holzschnitzer in Auftrag gegeben. (38) Die ursprüngliche, etwas größere Maria Immaculata, aus der Barockzeit stammend und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden, wurde ins Pfarrhaus gebracht; dort befindet sie sich im Flur vor dem Eingang zum Pfarrbüro. Diese Figur zeigt Maria, auf der Erdkugel stehend mit Mondsichel, Schlange und Apfel sowie einem Sternenkranz ums Haupt. Die graue Standplatte ist wie eine Wolke ausgebildet.
Die übrigen vier Holzstatuen, darstellend die Hll. Antonius von Padua, Elisabeth von Thüringen, Bonifatius und Joseph sind neueren Datums. Sie kamen bei der Umgestaltung Mitte der 1970er Jahre in die Kirche. Nach einer Information des früheren Küsters Josef Liebeck sind alle vier Figuren Stiftungen von Pfarrer Reinhard Mrasek. (32) An der Westwand unter der Empore hängt schließlich noch ein älteres Passionskreuz, ein aufsteckbares Holzkreuz mit einem Korpus, der möglicherweise etwas älter ist als das Kreuz; es könnte ebenfalls aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen.
2.4 Der Taufstein
Ältester, datierbarer Ausstattungsgegenstand in unserer Kirche ist der schöne, spätgotische Taufstein. Er ist am runden Becken mit doppelgratigem Bandschlingenmuster, Fischblasen und Rosetten verziert. Er trägt am oberen Rand die Jahreszahl 1570, verteilt auf zwei Schlingenzwischenräume, mittig darunter das Steinmetzzeichen. Es ist das gleiche Steinmetzzeichen wie am Taufstein der Kirche zu Wehrda (dort 1568). Wir können also davon ausgehen, dass beide Taufsteine von ein und demselben, unbekannten Meister geschaffen worden sind. Der achteckige Fuß ist viermal getreppt und gegeneinander versetzt. Der Steinbacher Taufstein reiht sich ein in den Kontext zahlreicher, im Fuldaer Land erhaltener spätgotischer Taufsteine; im Altkreis Hünfeld sind hier noch die ebenfalls aus dieser Zeit stammenden Taufsteine in Eiterfeld (1515) und Hünfeld, Stadtpfarrkirche (1496) zu nennen.
Jahreszahl 1570 und Steinmetzzeichen
2.5 Der Kreuzweg
Die 14 Kreuzwegstationen, jeweils 46 mal 46 cm große Reliefs, stammen aus der Kunstwerkstatt der Abtei Maria Laach in der Eifel. Das Material ist Sandstein, die farbliche Fassung wurde nach 1977 erneuert. Ursprünglich hatten die Reliefs keine Farbfassung. Je ein Relief wurde gespendet von: H. Ritz sen., Dr. Stebel, August Herr, Franziska Walter, Karl Mörmel, Gabel, Frau Ludwig, Hermann Herbst, Auguste Herbst, Fam. Röder-König, August Bosold, Rudolf Klüber, Donatus Möller und Anton Ritz. (32) Der Kreuzweg der früheren Kirche, 1921 von dem Fuldaer Künstler Hugo Pfister (1876-1968) im Nazarener-Stil geschaffen, ist erhalten und befindet sich heute in der Pfarrkirche zu Rommerz. (39)
2.6 Der Christuskopf
Pfarrer Erwin Sturm schreibt hierzu im Jahr 1964 (40): „Bei Ausschachtungsarbeiten für den Neubau der Pfarrkirche von Steinbach (Kreis Hünfeld) wurde der nebenstehend abgebildete steinerne Christuskopf gefunden. Trotz der Beschädigungen wirkt das Gesicht des Herrn mit seinen geschlossenen Augen und dem leicht geöffneten Mund sehr eindrucksvoll. Friede und Ruhe liegen über dem Antlitz des Toten, der sein Erlösungswerk vollendet hat. Man ist zunächst geneigt, an den Rest eines steinernen Feldkreuzes zu denken, doch gibt es solche erst seit Mitte des 18. Jahrhunderts. Der Kopf dürfte aber wohl doch älter sein. Vielleicht handelt es sich um den Rest eines liegenden Christus für das Heilige Grab. Ein solcher Heilig-Grab-Christus, allerdings viel kleiner, hat sich in Margretenhaun erhalten. Da Steinbach früher eine kleine Filiale der Pfarrei Burghaun war, ist es nicht unmöglich, daß die Figur ursprünglich aus Burghaun stammt und vielleicht während der Reformation, in der Burghaun fast ganz evangelisch war, nach Steinbach gelangte.“ Nicht mehr und nicht weniger wissen wir heute über den Steinbacher Christuskopf. In einem kleinen Detail irrt Sturm, denn Steinbach war vor der Reformation Filiale der Pfarrei Eiterfeld (nicht Burghaun). Insofern könnte der Kopf auch aus der Pfarrkirche Eiterfeld stammen und von dort, um ihn vor dem „Bildersturm“ der Reformation zu retten, nach Steinbach gebracht und dort versteckt und schließlich irgendwann vergraben worden sein. Vielleicht stammt er aber auch aus der spätgotischen Kirche in Steinbach oder sogar aus der allerersten, vorreformatorischen Kapelle. Wir wissen es nicht. Bei der teilweisen Neugestaltung des Innenraums hat man den Christuskopf auf die einzige, aus der spätgotischen Kirche von 1570 erhaltene Säule montiert und im Vorraum der Sakristei aufgestellt.
Ein ähnlicher, bis dahin unbekannter Christuskopf wurde im Jahr 2000 bei Renovierungsarbeiten an der Stadtpfarrkirche in Fulda gefunden. Der bei Sturm erwähnte Heilig-Grab-Christus aus Margretenhaun befindet sich heute an der Außenwand des dortigen neuen, 2017 eingeweihten Pfarrheims.
2.7 Weitere Ausstattungsgegenstände
Der Zelebrationsaltar ist aus Sandstein, verziert mit einem 20 cm breiten Fries aus Mäanderband, die Flächen abwechselnd gefüllt mit Blüten und Trauben. Das freistehende Kupfer-Tabernakel ist mit je drei Bergkristallen auf der Schau- und den Seitenflächen verziert; ein dreirippiges Band im unteren Bereich verbindet die Bergkristallgruppen. Diese und verschiedene andere Gegenstände im Chorraum sind Werke des Künstlers Johannes Kirsch (1930-2015) aus Petersberg bei Fulda, sie wurden 1975 geschaffen. Das Tabernakel ist auf der Rückseite signiert „JK 75“ (die Buchstaben JK in Ligatur). Außer im Chor und Turmbereich weist das Kirchenschiff und die Vorhalle querrechteckige Betonwabenfenster mit farbiger Bleiverglasung auf. Gestaltet wurden diese Fenster 1962 von der Firma Süssmuth-Glaskunst (Richard Süssmuth, 1900-1974) aus Immenhausen.
Das Glasfenster über der Kreuzigungsgruppe im Chorraum wurde beim Kirchenneubau 1962 zugemauert und wurde erst 1994 wieder freigelegt. Bei der Kirchenrenovierung 2004 wurde das Chorfenster durch die Glasmaler Lübbers & Lücking aus Nordborchen neu gestaltet. Die Künstler ließen sich von den folgenden Versen aus dem Evangelium nach Matthäus leiten (Matth 28, 16-20): „Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (41) „Die elf seitlichen gelben Kästchen stellen die elf Jünger dar. Der untere gelbe Balken steht für Jesus Christus und erstreckt sich bis nach rechts und links zu der Position der elf Jünger. So entsteht eine enge Verbindung zwischen Jesus Christus und den Jüngern.“ (42)
2.8 Die Orgel
Eine „Königin der Instrumente“ ist in Steinbach mindestens seit dem 18. Jahrhundert zu Hause. Nach dem Umbau 1828-1830 wurde die alte Barockorgel – über die wir nichts Konkretes wissen – im neuen Kirchenraum wieder aufgestellt, aber die Akten berichten in jener Zeit unablässig von dem „kleinen Orgelwerk, fast unbrauchbar“. (43) 1836 erfolgte ein Neubau durch den Orgelbauer Andreas Schneider (1790-1859, er nannte sich zuweilen auch Sartorius) mit 14 Registern auf einem Manual und Pedal mit mechanischen Schleifladen. Vor dem Abriss des Kirchenschiffs 1962 wurde auch die Orgel entfernt. Aus heutiger Sicht ist dies sehr zu bedauern, denn es war die letzte Orgel dieses Rhöner Orgelbauers! Alle anderen, von Schneider erbauten Instrumente (Steinau, Haimbach, Steinhaus, Soisdorf) sind bereits in den Jahren und Jahrzehnten vorher dem veränderten Zeitgeschmack (oftmals als Holzwurmschaden verbrämt) zum Opfer gefallen. 1965 wurde die heutige Orgel durch Domkapitular Paul Burschel eingeweiht. Erbaut wurde sie von Orgelbaumeister Matthias Kreienbrink (geb. 1924) aus Osnabrück. Sie besitzt 18 Register auf zwei Manualen und Pedal mit elektrischen Schleifladen. Der ansprechende Orgelprospekt (Prospekt nennt man die Schauseite der Orgel) besitzt fünf Pfeifenfelder, in diesen befinden sich 33 Pfeifen. Insgesamt besitzt die Orgel 1.360 Pfeifen – teilweise aus Metall (einer Zinn-/Blei-Legierung), teilweise aus Holz. Die Steinbacher Orgel ist ein klangschönes, solides Instrument zur würdigen Gestaltung der Gottesdienste. Aus Anlass des 50. Weihetages gab der weltberühmte Organist Prof. Wolfgang Rübsam aus Valparaiso/Indiana im Advent 2015 ein Konzert an der Steinbacher Orgel.
2.9 Die Glocken
Es ist davon auszugehen, dass bereits in der ersten Steinbacher Kirche mindestens eine Glocke vorhanden war. Hierüber besitzen wir allerdings keine Angaben. 1876 wurde ein „Dreigeläute“ angeschafft, gegossen von der Firma Jauck in Leipzig. Die Glocken- und Kunstgießerei Jauck in Leipzig war ein Familienunternehmen, das zwischen 1796 und 1903 bestand. Sie firmierte unter G. A. Jauck, wobei G.A. die Initialen sowohl des Firmengründers Georg Andreas Jauck als auch die seines Sohnes Gustav Adolph Jauck waren. Die Gießerei stellte als Königlich-Sächsische Privat-Spritzenfabrik außerdem Feuerlöschgeräte her. Wie überall in Deutschland, mussten auch die Steinbacher Glocken 1917 in den Ersten Weltkrieg „ziehen“; nur eine Glocke durfte in den Kirchtürmen verbleiben. Das gleiche Schicksal ereilte die bronzenen Glaubensverkünder dann im Zweiten Weltkrieg. Im Glockenturm der Steinbacher Pfarrkirche hängt heute ein stattliches „Viergeläute“, von dem die größte und die beiden kleinen Glocken im Jahre 1949 von der Firma Otto aus Bremen-Hemelingen gegossen wurden. Otto-Glocken finden sich in vielen Kirchtürmen und Dachreitern des Fuldaer und Hünfelder Landes, in unmittelbarer Nähe zum Beispiel in Arzell, Hünhan, Kirchhasel, Langenschwarz, Leibolz, Leimbach, Roßbach und Ufhausen. Die Glockengießerei Otto wurde 1874 von dem aus dem Eichsfeld stammenden Pfarrer Franz Otto gegründet. Das Unternehmen firmierte unter „Glockengießerei F. Otto Hemelingen“ und hat mit Ausnahme der Kriegsjahre bis zur Einstellung des Gussbetriebs 1974 mehrere tausend Glocken gegossen. Die Firma Otto war über Jahrzehnte das führende deutsche Unternehmen dieser Branche. Heute widmet sich Otto-Glocken GmbH + Co. KG vor allem der Wartung und Pflege von Glocken, Glockenanlagen und Glockenspielen.
Alle vier Glocken sind mit Inschriften versehen. (44) Auf der größten Glocke (Bonifatius-Glocke, 1.150 kg, Schlagton e‘) lesen wir das in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg besonders aktuelle und die Aufgabe der Glocken schön umschreibende Schriftwort: „EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE UND FRIEDE DEN MENSCHEN AUF ERDEN + 1949 +“.
Die drittgrößte Glocke (Josefs-Glocke, 500 kg, Schlagton a‘) weist sich als Totenglocke aus: „ICH RUFE AUS DER ERDENZEIT DIE PILGER IN DIE EWIGKEIT + 1949 +“
Die kleinste Glocke (Kinder-Glocke oder Agnes-Glocke, 350 kg, Schlagton h‘) dient als Taufglocke, worauf die Inschrift hinweist: „LASSET DIE KLEINEN ZU MIR KOMMEN DENN IHRER IST DAS HIMMELREICH + 1949 +“.
Die zweitgrößte Glocke (Herz-Jesu-Glocke, 850 kg, Schlagton g‘) hat beide Weltkriege überstanden. Ihre Bügel sind mit Blattornamenten versehen. Eine Inschrift in gotischer Schrift erzählt uns:„Durch milde Gaben der katholischen Kirchengemeinde Steinbach angeschafft unter Kaplan Richard Schmelz 1877.“ Der aus Geismar stammende Richard Schmelz war Kaplan der Pfarrei Burghaun. Er wohnte seit 1875 in Steinbach, da er infolge des preußischen Kulturkampfes mit seinem Pfarrer Joseph Halbleib aus dem Burghauner Pfarrhaus vertrieben worden war. Die eigentümliche Glockeninschrift zeugt von der damals aufblühenden Herz-Jesu-Verehrung: „Ich rufe allen Menschen zu / Jesu Herz giebt Himmelsruh. / Kommet alle, die ihr mühselig und beladen seid / Das Herz Jesu wird euch erquicken / In ihm werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“ Die schöne Glocke ist mit zwei Ornamentbändern versehen. Eine Inschrift am unteren Rand verrät die Herstellerfirma: „Gegossen von G. A. Jauck in Leipzig 1877.“ Im Landkreis Fulda existiert noch eine weitere Jauck-Glocke und zwar in Steinau (ebenfalls aus dem Jahr 1877). Weiterhin gab es Jauck-Glocken noch in Eiterfeld und in Jossa. Die zuletzt genannten beiden Glocken sind heute nicht mehr vorhanden. Sie sind ebenso dem Ersten Weltkrieg zum Opfer gefallen wie die beiden „Schwestern“ der Steinbacher Jauck-Glocke. Die heutige Glockendisposition (Verbindung der Schlagtöne) ist eine sogenannte „harmonisch-melodische Disposition“: ein ausgefüllter Moll-Dreiklang, das sog. Präfations-Motiv (e‘ –g‘ – a‘ – h‘).
Quellennachweis:
Die Texte sind entnommen aus:
Der Bach? Die Bach? Steinbach! Einblicke in rund 700 Jahre Dorfgeschichte. Herausgegeben vom Arbeitskreis Dorfchronik Steinbach e. V. Steinbach, 2017.
S. 84-96.
Dort wurden die folgenden Quellen verwendet (siehe Ziffern in Klammern an den entsprechenden Textstellen):