St. Georg, Eiterfeld
Ein Kirchenrundgang
Kirchenvorplatz
Auf unserem Weg zum Haupteingang sieht man rechts den heiligen Johannes Nepomuk in Chorkleidung mit Birett, großem Kreuz und Märtyrerpalme und links davon den heiligen Franz Xaver im Ordenskleid. An seinem Rosenkranz befindet sich das IHS Monogramm für den Jesuitenorden.
Johannes Nepomuk, 1350 in Böhmen geboren war, zunächst Kleriker des Prager Erzbischofs und Notar des erzbischöfliche Gerichts. Später wurde er Priester am Prager Dom. Zwischen dem Domkapitel und dem königlichen Hof herrschten erheblichen Spannungen, da Johannes Nepomuk dem König nicht verraten hatte, was ihm die Königin unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses anvertraute. So wurde er gefangen genommen, gefoltert und schließlich am 20. März 1393 von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt. Er gilt als Schutzpatronen, der Beichtväter und der Verschwiegenheit. Im Jahr 1721 wurde er selig und 1729 heiliggesprochen.
Franz Xaver, 1506 in Spanien geboren, gehörte zu den ersten, die sich Ignatius von Loyola anschlossen, um später mit ihm den Jesuitenorden zu gründen. Im Jahr 1537 wurde er zum Priester geweiht und vom Papst Paul III. zum apostolischen Nuntius für Asien ernannt. Er brach anschließend von Lissabon nach Indien auf und war der erste christliche Missionar in Japan. Auf einer seiner Reisen nach China erkrankte er und starb 1553. Er gilt als Schutzpatronen aller Seereisenden und wird zum Schutz vor Sturm und Pest angerufen. Im Jahr 1619 wurde er selig und 1622 heilig gesprochen.
Kirche mit Kirchplatz
Nun treten wir durch die Umfassungsmauer, die bis in die 1960er Jahre deutlich höher war. Nach links gewendet, ist für dem Betrachter der Blick in einen kleinen Innenhof möglich. Hier sieht man das Pfarrzentrum, welches das historische Schwesternhaus mit einem Neubau aus dem Jahre 2013 verbindet.
Das Barockensemble mit Kirche und Schwesternhaus bleibt deutlich hervorgehoben. Der moderne Teil des Pfarrzentrums hält sich von hier aus gesehen optisch zurück, doch schlägt der funktionale und zeitgemäße Bau eine Brücke in unsere Zeit.
Die Pfarrkirche, die um 1730/31 auf dem Grundstück einer älteren Kirche gebaut wurde, ist eine Saalkirche. Das heißt im Gegensatz zu den Kirchen des Mittelalters ist der Turm nicht über dem Chor, sondern an der Eingangsseite. Die Hauptfassade wird zum prägenden Eingangsportal und lädt den Besucher zum Eintreten in die Kirche ein.
Unsere Kirchenpatrone sind die beiden Heiligen Georg und Sebastian, die man als Steinplastiken rechts und links oberhalb des Eingangportals in den Fassadennischen sieht. Vermutlich handelt es sich hier um die Arbeiten des Bildhauers Andreas Balthasar Weber aus Fulda. Die Pläne des Kirchenbauwerks entstammen der Feder des ehemaligen Hofbauinspektors Andreas Galasini. Ein Italiener, der um diese Zeit mehrere Kirchenbaupläne für das Hochstift Fulda erstellte.
Die hölzerner Kirchentür des Hauptportals wurde 1909 von damaligen Schreinermeister Ferdinand Reifert aus Eiterfeld geschaffen. Die kleinen Fenster in der Tür kamen von der Firma Leinweber aus Fulda und die Schlosserarbeiten verrichtete die Fuldaer Firma Hausmann. Über dem Portal ist das Wappen des fürstlichen Bauherrn Adolf von Dahlberg zu sehen.
Das ehemalige Ziffernblatt der Kirchenuhr stammt aus dem Jahre 1814 und hatte zunächst römische Ziffern. Da sie über die Jahre, wie in einem Zeitungsbericht der Hünfelder Zeitung zu lesen ist, „der Zeit hinterherhinkte oder unmotiviert stehen blieb", wurde sie 1964 von der Kirchengemeinde erneuert. Uhrmachermeister Hans Drinnenberg aus Hünfeld lieferte das vollautomatische Uhrwerk und seitdem „weiß man in Eiterfeld wieder die Zeit“.
Zwischen dem Wappen und der Tür des Hauptportals lesen wir auf dem Schlussstein folgende Inschrift:
„Gott und dem Schutzheiligen Georg erbaut und errichtet dieses strahlende Werk, der hochwürdigste und erlauchter Herr, Herr Adolf des Heiligen Römischen Reiches, Fürst und Abt von Fulda, der erhabenen Kaiserin, Erzkanzler, Primas in Germanien und Gallien, kirchlicher Oberer dieses Ortes.“
Chorraum und Seitenaltäre
Über dem Bogen zum Chorraum ist wiederum das Wappen des Adolf von Dahlberg zu sehen. Der rechteckige Chorraum ist ausgefüllt durch den mächtigen Umbau des Hochaltares in Stuckmarmor. Zwei Säulenpaare und zwei seitliche Pfeiler tragen den Altaraufbau, der ebenfalls vom Dahlbergwappen gekrönt ist. Darüber sieht man den auferstandenen Christus im Strahlenkreuz mit Wolken und Engeln.
Das zentrale Altarbild ist eine Barockmalerei des Fuldaer Hofmalers Immanuel Wohlhaupter (1683-1756) und stellt die Ausgießung des Heiligen Geistes beim Pfingstereignis dar. Der große Tabernakel (1905) in Stuckmarmor ist von vier Säulen eingerahmt und mit dem Lamm Gottes auf dem Buch mit den sieben Siegeln gekrönt.
Auf den seitlichen Durchgängen zum Anbau der Sakristei von 1932 stehen, zwischen Säulen und Pfeilern die überlebensgroßen Holzplastiken der beiden Kirchenpatronen. Auf der linken Seite der heilige Georg mit dem Drachen und rechts der heilige Sebastian von Pfeilen durchbohrt. In den vier Fensternischen des Kirchenschiffes befanden sich früher Beichtstühle, die man bei der letzten Renovierung in 2018-2020 aus der Kirche entfernt hat. Dafür wurde ein multifunktionaler Raum im Sakristeianbau hinter dem Hochaltar errichtet.
Die beiden, aus Stuckmarmor gearbeiteten Seitenaltären mit je zwei Säulenpaaren sind wiederum mit dem Dahlbergwappen versehen. Die beiden Bilder der Seitenaltäre, Herz Jesu und Herz Maria, schuf der Kunstmaler Clemens Witzel aus Fulda. Sie werden dem Jahr 1876 zugeordnet und sind daher offenbar nicht die ursprünglichen Bilder. 1891/92 wurden sie im Auftrag des damaligen Dechanten Constantin Pfeiffer neu gerahmt. Die Abschlussbilder über den Seitenaltären, links der Heilige Bonifatius als Bischof mit dem aufgeschlagenen Buch, rechts der Heilige Antonius von Padua mit dem Jesuskind und Lilie. Die Bilder sind, wie auch die Darstellung über dem Hochaltar Barockmalereien von Immanuel Wohlhaupter und stammen noch aus der ursprünglichen Ausstattung.
An der südlichen Wand des Chorbogens befindet sich eine geschmiedete Ampel für das ewige Licht, geschaffen vom Eiterfelder Schmiedemeister Reinhard Busold. Der Chorraum war in früherer Zeit durch eine barocke Kommunionbank zum Kirchenschiff abgegrenzt, welche in den 1980er Jahren entfernt wurde.
Südseite des Kirchenschiffs
Hier befindet sich direkt anschließend an den "Herz Maria" Seitenaltar die große Kanzel aus Stuckmarmor. Sie trägt auf dem Schalldeckel eine Holzplastik des "guten Hirten". Vermutlich handelt es sich um eine Arbeit von Bruder Melchior Egenolf, einem Bildhauer der Barockzeit, der verschiedene Kirchen, zum Beispiel die Klosterkirche am Frauenberg in Fulda und die Kirchen in Zella, Dermbach und Bad Soden-Salmünster mit Holzplastik ausstattete. Die einst unter der Kanzel befestigte Goldkugel wurde aus Sicherheitsgründen abgenommen.
Zwischen Kanzel und Empore befindet sich auf halber Höhe der Wand eine Holzplastik der heiligen Elisabeth mit dem Modell der Marburger Elisabethkirche.
Nordseite des Kirchenschiffs
Mündlich, wurde überliefert es sei ein Geschenk einer Eiterfeld Bürgerin gewesen, das große Barockholzkreuz mit dem Korpus Jesu Christi, auf der gegenüberliegenden, nördlichen Wandseite. Es wurde bereits im Jahr 1897 von #dechant Pfeiffer erwähnt. Da unter Pfarrer Constantin Pfeiffer (1890-1910) viele Figuren umgesetzt wurden, brachte man die Figur des heiligen Josef in die damalige Kapelle nach Betzenrod. Später hole man sie nach Eiterfeld zurück.
Die Ölbilder des Kreuzwegs stammen aus dem Jahr 1885 und sind gemalt von C. Lessing und A. Ranzinger aus München. Vor einigen Jahren hat man im Zusammenhang mit einer Renovierung den oberen Holzrand mit Kreuz entfernt. Die Apostelkreuze bleiben erhalten. In der Pfarrkirche Sankt Georg, in Großenlüder kann man die gleichen Kreuzwegbilder in ihrer Vollständigkeit mit Holzrahmen sehen.
Die Kirchenbänke wurden von Schreinermeister Georg Adam Meme aus Malges und Ferdinand Reifert aus Eiterfeld, ähnlich derer im Dom zu Fulda angefertigt. Am 16. April 1904 wurden sie aufgestellt
Motive der farbigen Glasfenster
Die farbigen Glasfenster sind Arbeiten der Firma H. Leinweber aus Fulda. Die beiden Ehepaare, Amalia und Paul Baier aus Reckrod und Anna und Nikolaus Gutberlett aus Eiterfeld haben im Jahre 1907 der Fensterausstattung einen nicht geringen finanziellen Beitrag zukommen lassen. Daher sehen wir links, auf der Südseite die heilige Mutter Anna und die heilige Amalia. Und rechts, auf der Nordseite den heiligen Bischof Nikolaus und den heiligen Apostel Paulus .
Deckengemälde, Empore und Orgel
Bei der Kirchenrenovierung 1982 wurde die Decke des Hauptschiffes neu gestaltet. Dabei malte Gerhard Ester aus Garmisch-Partenkirchen ein Deckenfresko, dass die gekrönte Gottesmutter im Kreise der 14 heiligen Nothelfer zeigt. An den Schmalseiten sehen wir die Pfarrkirche Sankt Georg und die Burg Fürsteneck. Mit dem Blick auf die 14 Nothelfer schließt sich der Kreis zum Namen, des im Jahre 2006 durch Bischof Heinz Josef Algermissen, neu gegründeten Pastoralverbundes. Das alte Dekanat Eiterfeld wurde im Zuge dieses Prozesses zum Pastoralverbund Hessisches Kegelspiel zu den Heiligen 14 Nothelfern umbenannt.
Die Orgel wurde 1901 durch die Firma Clewing aus Fulda im neugotischen Stil erbaut. 1959 wurde sie unter der Leitung des Fuldaer Orgelbaumeisters Alban Späth durch Eiterfelder Handwerker, wie die Firma Ritz, sowie Emil Hartmann und Alfons Schneider erneuert. Sie besitzt 27 Register und 1780 Orgelpfeifen. Der Spieltisch der Orgel ist im Normalbetrieb auf der Südseite der Empore platziert und kann für besondere Anlässe auch mittig an die Brüstung der Empore ersetzt werden.
Taufstein und Eingangshalle
Beim Zurückgehen zum Hauptportal sehen wir, zentral im Mittelgang den mit der letzten Renovierung versetzten Taufstein. Seine Beckenfelder sind mit Blütenornamenten und drei Wappenschildern versehen, die das Fuldaer Stiftskreuz, den Sittich der Herren von Buchenau und ein Schriftband mit der Jahreszahl 1515 zeigt. Das Steinmetzzeichen am Sockel finden wir auch an der den Taufsteinen in den Kirchen von Geisa, Soisdorf und Ufhausen, sowie an der Sakramentnische der Kirche in Hünhan. Das kupferne Weihwasserbecken mit der kuppelförmigen Abdeckung und Taube auf dem Taufstein stammt aus Zeit der letzten Renovierung.
Da sich in früherer Zeit nur neun Kirchenbänke auf jeder Seite des Hauptschiffes befanden, war der hintere Teil des Kirchenschiffs frei. Nach der letzten Renovierung 2018-2020 ist die Eingangshalle um eine Bestuhlung ergänzt und der Taufstein aus der Niesche mit dem Fresko "Jesu Taufe im Jordan" in den Mittelgang versetzt worden.
Früher befanden sich in der Eingangshalle seitlich von der Decke kommend die Glockenstränge, die von Hand bedient wurden. Unmittelbar unter der Decke sehen wir an den beiden Wänden der Eingangshalle zwei romanische Steinreliefs. Es sind die beiden heiligen Apostel Petrus mit dem Schlüssel und der heilige Evangelist Johannes mit dem Kelch. Sie stammen noch aus der Vorgängerkirche und sind zusammen mit dem Taufstein die ältesten Zeugnisse der Vergangenheit in unserer Kirche. Sie bilden den Schluss und Höhepunkt unseres kleinen Kirchen Rundgangs.