St. Maria und Vierzehn Nothelfer

Informationen zur Kirche

Der 456 m hohe Gehilfersberg (früher Kreinberg, Hülfersberg oder Gehülfenberg genannt) mit Wallfahrtskapelle erhebt sich nordwestlich von Rasdorf. Die Wallfahrtskapelle St. Maria und Vierzehn Nothelfer wurde an Stelle einer älteren Kapelle unter der Regierung des Fuldaer Fürstabts Johann Bernhard Schenk von Schweinsberg 1623- 1632 erbaut. Der schlichte Rechteckbau von drei Fensterachsen mit südlichem Portalvorbau besitzt ein Walmdach und einen Dachreiter mit Spitzhelm. Das Dachgesims hat ein Karniesprofil.

Einweihung

Am 16. April 1681 war Weihbischof Gudenus tätig für das Wallfahrtsheiligtum des Hünfelder Landes auf dem Gehilfersberg. Er weihte dort die Kirche in monte adiutore mit drei Altären. Den Hochaltar zur Ehre der hl. Jungfrau Maria und der 14 Nothelfer mit Reliquien der hl. Ursula und ihrer Gefährtinnen, des hl. Magnus und der hl. der thebäischen Legion, den zweiten auf der Evangelienseite zu Ehren des hl. Kreuzes mit Reliquien der Gefährtinnen der hl. Ursula, der hl. Donatus, Firmus und Gregorius, den dritten zu Ehren des hl. Joseph mit Reliquien der Gefährtinnen der hl. Ursula, der hl. Elisabeth, der hl. Drei Könige und des hl. Laurentius. Die Reliquien beschaffte der Geisaer Gelehrte Athanasius Kircher, der in Rom lehrte, für seine Heimat.

F.A. Koch, der 1864 über die Erfurter Weihbischöfe schrieb, kannte auch die Urkunde, die in das Sepulchrum des Hochaltares eingelegt wurde:

 „Anno Domini 1681 d. 16. April ego Johannes Daniel dictus Gudenus, episcopus Uticensis, Suffraganius Erfordiensis consecravi ecclesiam BMV et samtorium XIV auxiliatorium juxta villam s. Rabani dictam Raßtorp in honorem dictorum sanctorum „

„Im Jahre des Herrn 1681 am 16. April habe ich, Johannes Daniel, genannt Gudenus, Bischof von Utica, Weihbischof von Erfurt, konsekriert die Kirche der seligen Jungfrau Maria und der 14 Helfer bei dem Dorfe des hl. Rabanus, genannt Raßtorp, zur Ehre der genannten Heiligen“.

 

(Quelle: Buchenblätter Nr. 30 1970, Hünf. Heimatkalender 1966, G. Richter Fuldaer Geschichtsblätter 1907)

Brandanschlag

Am 11. Mai 1996 wurde die Kapelle durch einen unvorstellbaren Brandanschlag vollständig zerstört. Alle im Innenraum beschriebenen Gegenstände sind originalgetreu rekonstruiert. Bereits in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die Kapelle durch Einbrüche ihrer barocken Pracht teilweise beraubt. Die verbliebenen Holzplastiken wurden damals in das Dommuseum Fulda verbracht und können dort besichtigt werden.

Altarraum

Der Innenraum hat eine flache Holzdecke. Der Altarraum ist durch eine Chorbogenwand abgetrennt, deren gedrückter Spitzbogen auf profilierten Kämpfern ruht. Der holzgeschnitzte Barockaltar hat zwischen zwei korinthischen Säulenpaaren in Schrägstellung mit seitlichen Akanthuswerk und Putten eine Rundbogennische, in der Holzplastiken der Strahlenmadonna und sieben der Vierzehn Nothelfer angebracht sind. Von links unten im Uhrzeigersinn sind es folgende:

  • Eustachius (mit Hirsch und Armbrust)
  • Pantaleon (mit den Händen über dem Haupt an einen Baum genagelt)
  • Barbara (mit Schwert)
  • Margareta (mit Drache, Kreuzstab und Palme)
  • Katharina (mit zerbrochenem Rad, Palme und Krone in der Hand)
  • Achatius (Kreuz fehlt)
  • Georg (mit Drachen, Lanze fehlt)

Auf dem verkröpften Gebälk mit zwei Engeln steht ein großer Altarauszug, in dessen Nische weitere sieben der Vierzehn Nothelfer angebracht sind:

  • Ägidius (mit Hirschkuh, Mitra und Stab)
  • Bischof Erasmus (ohne Attribut)
  • Christopherus (mit Jesuskind auf der Schulter)
  • Bischof Blasius (ohne Attribut)
  • Bischof Dionysius mit dem Haupt in der Hand
  • Vitus (mit Fürstenhut, Buch und Hahn)
  • Diakon Cyriakus (mit Drachen)

Alle Figuren haben kleine Vertiefungen für die Aufnahme von Reliquien auf der Brust, an den Armen oder am Oberschenkel.

Die 14 Nothelfer

  • Achatius

Gedenktag: 8. Mai

Der Nothelfer Achatius von Konstantinopel soll römischer Soldat gewesen sein. Das Kreuz sowie die Dornenkrone, die er trägt, entstammt aber der Legende des gekreuzigten Achatius von Armenien, die auf ihn übertragen wurde. Er gilt als Helfer bei schweren Krankheiten in Lebens- und Todesängsten.

  • Ägidius

Gedenktag: 1. September

Eine verwundete Hirschkuh, die er pflegte, soll den Eremiten mit ihrer Milch genährt haben. Der einzige Nothelfer, der kein Märtyrer war, starb als Klosterabt um das Jahr 725. Er ist der Beschützer des Viehs und der Hirten. Er wird bei Krebs, Aussatz und Epilepsie angerufen.

  • Barbara

Gedenktag: 4. Dezember

Nachdem sie aus einem Turm entflohen war, wurde sie erneut gefangen, im Kerker jedoch durch die eucharistischen Gaben von Brot und Wein gestärkt. Sie ist die Trösterin der Gefangenen. Sie schützt Bergleute und Architekten.

  • Blasius

Gedenktag: 3. Februar

Dem Bischof, der einen Kranken heilte, der zu ersticken drohte, wurde das Fleisch von den Knochen gekämmt. Die Kerzen sind ihm beigegeben, da er bat, ihm zum Gedenken Kerzen zu opfern. Er wird als Helfer bei Halskrankheiten angerufen. Er wacht über Wachszieher, Gerber, Schuster, Seifensieder und Weber.

  • Christophorus

Gedenktag: 24. Juli

Weil das Kind, das er, der Riese, kaum durch einen Strom tragen konnte, zu ihm sprach, er trage die Last der Welt, die es erschaffen, wurde er „Christophorus“, Christus-Träger, genannt. Der Schutzpatron der Autofahrer und Reisende beschützt vor Gefahren und einem unvorhergesehenen Tod.

  • Cyriacus

Gedenktag: 8. August

Dem Diakon ist einer der Dämonen zugesellt worden, die er der Legende nach gebannt hatte. Er soll zur Zwangsarbeit verurteilt gewesen, sodann hingerichtet worden sein. Der Patron der Zwangsarbeiter gilt als Helfer bei heftigen Versuchungen und schweren Knechtsarbeiten.

  • Dionysius

Gedenktag: 9. Oktober

Der erste Bischof von Paris wurde um das Jahr 250 nach Christus auf dem Montmartre, dem mons martyrum, dem Berg der Märtyrer, enthauptet. Seinen abgeschlagenen Kopf hat er der Legende nach selbst zu seinem Grab getragen. Der Schutzheilige Frankreichs und der Schützen wird angerufen bei Kopfleiden und Gewissensängsten.

  • Erasmus

Gedenktag: 2. Juni

Dem Bischof sollen mit einer Schiffswinde die Eingeweide aus dem Bauch gezogen worden sein. Er wird als Helfer bei Unterleibskrankheiten und bei Geburten angerufen. Er ist der Patron der Seeleute und der Gebärenden.

  • Eustachius

Gedenktag: 20. September

Er hatte sich taufen lassen, nachdem ihm, so die Legende, bei der Jagd das Bildnis Christi auf einem leuchtenden Kreuz begegnet war, das ein Hirsch im Geweih trug. Der Patron der Jäger und Förster wird auch bei Glaubenszweifel und schweren Schicksalsschlägen angerufen.

  • Georg

Gedenktag: 23. April

Im Zeichen des Kreuzes soll er mit der Lanze einen Drachen besiegt haben. Er ist Patron Englands, der Soldaten, Waffenschmiede, Pfadfinder und Artisten. Er hilft gegen die Macht Satans, Schlangenbisse, Pest und Lepra.

  • Katharina

Gedenktag: 25. November

Das mit Nägeln beschlagene Rad, mit dem sie gefoltert werden sollte, soll ein Engel zerbrochen haben. Sie wurde mit dem Schwert enthauptet. Sie wird als Helferin bei Migräne angerufen. Sie ist die Patronin der Buchdrucker, der Gelehrten, der Redner und der Schüler.

  • Margareta

Gedenktag: 20. Juli

Sie ist mit einem gebundenen Drachen dargestellt worden. Der Drache soll der Teufel sein, den sie im Kerker überwunden hatte, indem sie das Kreuzeichen über ihn schlug. Sie wird als Helferin gegen Geburtsschmerzen angesehen. Sie schirmt die Schwangeren und Bauern.

  • Pantaleon

Gedenktag: 27. Juli

Die Hände des Arztes, der Blinde, Lahme und Taube zu heilen vermochte, sollen ihm bei seiner Folter auf den Kopf genagelt worden sein. Er gilt als Helfer gegen Kopfschmerzen und Auszehrung. Er ist der Patron der Ärzte, der Kranken, der Hebammen und Ammen.

  • Vitus

Gedenktag: 15. Juni

Berichtet wird, er sei bei seiner Folter dem siedenden Öl eines Kessels unverletzt entstiegen. Der Hahn des Dargestellten bedeutet Wachsamkeit, das Buch Glauben, der Palmzweig Sieg über der Tod. Er wird bei Augenkrankheiten und Unfruchtbarkeit angerufen. Er ist der Schutzherr der Apotheker, Bierbrauer, Schmiede und Schauspieler.

 

Quelle: Dommuseum Fulda

Seitenaltäre

Seitlich des Altars hängen zwei frühbarocke Retabeln mit Knorpelornamenten und Ölbildern. Das linke zeigt Christus am Kreuz mit Maria Magdalena, das rechte St. Josef mit Kind. Die barocke Kanzel ist reich mit Schnitzereien verziert.

Kanzel und Holzplastiken

Die barocke Kanzel ist reich mit Schnitzereien verziert. Am Kanzelkörper sind kleine Vollplastiken der vier Evangelisten angebracht. Den Schalldeckel krönt eine Plastik des hl. Bischofs Bonifatius mit Dolch und aufgespießtem Buch, zu seinen Füßen ein Engel, der den Siegeskranz hält.

Daneben birgt die Kirche fünf weitere barocke Holzplastiken:

Mutter Anna Selbdritt

Margaretha

Apostel Jakobus der Ältere

Rochus

Wendelinus

sowie ein Kruzifix mit Astkreuz.

Empore

Die doppelte Empore ruht auf acht Holzsäulen. An den Brüstungen sind elf kleine, anspruchslose barocke Ölbilder auf Leinwand angebracht. Sie stellen folgende Begebenheiten aus dem Leben Jesu dar (unten von links): Abendmahl, Jesus am Ölberg, Jesus vor dem hohen Rat, Geißelung und Dornenkrönung (oben) Jesus vor Pilatus, Kreuzweg, Kreuzaufrichtung, Jesus am Kreuz mit ohnmächtiger Maria, Auferstehung und Himmelfahrt.

Kreuzweg

Um die Kapelle führt ein Kreuzweg mit vierzehn Stationshäuschen. Die Häuschen haben seitliche Pilaster (z.T. mit Zierfeldern) mit profiliertem Fuß und Kämpfer, profiliertem Rundbogen mit Dreieckverdachung und sind mit Steinplatten und Kupfer gedeckt. In den Nischen sind Steinreliefs der vierzehn Kreuzwegstationen. Das Relief der 1. Station dürfte von einem anderen Steinmetz stammen als die anderen. Dort sitzt unter der Darstellung Jesus vor Pilatus eine Rokoko-Kartusche mit kaum noch lesbarer Inschrift, darunter erkennen wir auf dem Rand der Platte folgende Inschrift: FECIT DIE D. 3. Aug. 1763. Auch alle anderen Reliefs sind mit spätbarocken Rocaille-Ornamenten versehen. Den Weg zum Gehilfersberg schmücken sieben Vierzehn-Nothelfer-Bildstöcke. Sie stammen aus der Zeit um 1750 unter der Regentschaft des Fuldaer Fürstabtes Amand von Busek. In den Steinreliefs finden sich Abbildungen von jeweils zwei der Vierzehn-Nothelfer.

Quelle: Literatur: E. Sturm Die Bau- und Kunstdenkmale des Fuldaer Landes.